Die Graureiher auf Heglach und Pfinz

Eine Bärlauchfahrt ohne Bärlauchduft

Ist das nicht ein Traum
Ist das nicht ein Traum?

Es war beim Wellfleischessen im Germanshof, als Paul den Vorschlag einbrachte, einmal zur Bärlauchzeit Heglach und Pfinz zu paddeln. Aufgeschlossen, wie Graureiher nun mal sind, wurde der Vorschlag sofort angenommen und so machten sich bald sieben Paddler dieser Spezies auf, dieses verzweigte Gewässersystem zwischen Karlsruhe und Rheinsheim zu erkunden, zumal einige zugaben noch nie von der Heglach gehört zu haben. Paul wählte eine Einsatzstelle bei Stutensee-Friedrichstal, etwas unterhalb einer niedrigen Eisenbahnbrücke.

DSCN5359Kleinere Hindernisse trüben nicht den Spass

Kleine Hindernisse trüben nicht den Spass

Diese hätte beim derzeit hohen Wasserstand sicher die erste Portage erfordert. Lange ging es windungsreich und flott durch einen schönen Auwald mit altem Baumbestand in dem gelbe Forsythien mit voll aufgeblühtem Weißdorn konkurrierten. Nur, wo blieb der Knoblauchduft des Bärlauchs ? Es gab keinen und niemand wusste warum. Dafür freuten wir uns über die

freie Fahrt. Kleinere Büsche behinderten nur selten das Fortkommen. Doch dann, im Ortsgebiet von Graben Neudorf, nahm die Strömung zu und plötzlich, was kam da auf uns zu? Eine riesige Brombeerhecke ragte bis zur Flussmitte und verflocht sich dort mit ihrer Schwester, die vom anderen Ufer herein wuchs. Das heißt, die Durchfahrt war vollständig durch dicke, feste Brombeerzweige versperrt. Was tun? Zum Überlegen und reagieren blieb keine Zeit. Also Kopf runter, Augen zu und Paddel längs. Es kratzte, stach, verhakte sich, riß und zerrte. Warum bloß sind die Dornen nicht andersrum gewachsen? Eberhard, der einzige mit Helm, war um dieses nützliche Utensil wahrlich zu beneiden. Endlich gab uns die Hecke frei.

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Zum Wunden lecken blieb jedoch keine Zeit, die folgende unübersichtliche Biegung versteckte eine kleine Stufe mit leichter Schrägwalze. Zwar keine Schwierigkeit für erfahrene Kanuten, aber man musste schnell reagieren. Zum Ausruhen blieb danach immer noch keine Zeit, da sich vor uns eine Tunneleinfahrt öffnete mit scharfer Biegung mitten in der dunklen Röhre. Das alles hat uns Paul verschwiegen, doch alle kamen wohlbehalten durch. Bis auf Hajo, dem am Ohr kleine Gewebestückchen fehlten. Ja, und dann erreichten wir die Umtrage am Mühlenwehr. Paul wollte eigentlich den Beweglichsten von uns älteren Herren vorausschicken. Dieser sollte die steile Böschung hochklettern und von oben ein Seil werfen. Es traf Jürgen, der in Konkurrenz zu Günter heute stets vorauseilte. Schließlich kam noch ein Zuschauer zu Hilfe und einer nach dem anderen konnte mehr oder weniger mühsam am Seil nach oben gezogen werden.

Auch ein Kanal kann schön sein
Auch ein Kanal kann schön sein

Die anschließende Rast nutzten wir für Überlegungen, wie vor allem die Brombeerhecke für spätere Fahrten entschärft werden könnte. Es folgte ein wunderschönes Stück Wiesenbach wie im Märchen. Wo eigentlich die Heglach zur Pfinz wurde, das kann wohl nur Paul beantworten. Bald nach dem Umsetzen in den Pfinzkanal über eine stark befahrene Autostraße, wohl die gefährlichste Stelle der Paddeltour, konnten wir uns entscheiden, entweder über Minthesee und Rhein, oder nach einem letztmaligen Umsetzen in den Rußheimer Altrhein, zur Gaststätte der Paddelfreunde Huttenheim zu gelangen. Hier konnten wir bei einem guten naturtrüben Schalanderbier und kleinem Vesper die Erlebnisse auf dem für Ortsfremde doch recht komplizierten Wassersystem verarbeiten. Jetzt bleibt mir nur noch eines: nämlich aufzurufen zur Beseitigung der Brombeerhecke. Wie, das haben wir uns schon ausgedacht. Es wird ein kleines Erlebnis für sich werden. Also: wer hat Interesse?

Bernd H.